Füsse unter Bettdecke abgedreht

Asexualität: Was sie wirklich bedeutet – und warum sie völlig normal ist

Lesezeit 6 min

In einer Welt, in der Sexualität überall präsent ist – in Werbung, Filmen, Social Media und Gesprächen – entsteht leicht der Eindruck, dass sexuelles Verlangen für alle Menschen gleichermassen wichtig ist. Doch das ist nicht die Realität. Nicht jeder Mensch empfindet sexuelle Anziehung. Und das ist weder krank, noch falsch, noch ein Defizit. Es ist eine von vielen natürlichen Varianten menschlicher Sexualität: Asexualität.


Vielleicht hast du dich selbst schon gefragt, warum du wenig oder gar kein sexuelles Interesse verspürst. Oder du hast eine Partnerperson, die sich als asexuell identifiziert. In diesem Beitrag erfährst du, was Asexualität wirklich bedeutet, welche Formen es gibt, wie sie sich auf Beziehungen auswirken kann – und warum sie genauso normal ist wie jede andere sexuelle Orientierung.

Was bedeutet Asexualität?

Asexualität bedeutet, dass eine Person keine oder kaum sexuelle Anziehung gegenüber anderen Menschen empfindet. Das heisst nicht automatisch, dass keine Beziehung gewünscht wird, keine Nähe oder keine Liebe. Es geht ausschliesslich um die sexuelle Anziehung – nicht um Romantik, Gefühle oder Bindung.


Wichtig ist:
Asexualität ist keine Entscheidung, keine Phase, kein Trauma und keine Störung. Sie ist eine sexuelle Orientierung, genau wie Heterosexualität, Homosexualität oder Bisexualität.


Asexuelle Menschen können romantische Beziehungen führen, tiefe Liebe empfinden, Nähe und Zärtlichkeit geniessen, aber trotzdem kein oder kaum sexuelles Verlangen verspüren.

Asexualität ist nicht gleich Asexualität

Asexualität ist kein starrer Zustand, sondern ein Spektrum. Manche Menschen empfinden niemals sexuelle Anziehung, andere nur unter sehr bestimmten Bedingungen. Darum gibt es innerhalb der Asexualität verschiedene Unterformen.


Zu den häufigsten gehören:

  • Grey-Asexualität: sehr seltenes oder schwaches sexuelles Verlangen

  • Demisexualität: sexuelles Begehren entsteht erst nach starker emotionaler Bindung

  • aromantische Asexualität: keine sexuelle Anziehung und kein romantisches Interesse

  • romantische Asexualität: keine sexuelle Lust, aber Wunsch nach Beziehung


Diese Vielfalt zeigt: Asexualität ist nicht „alles oder nichts“. Sie ist individuell und bewegt sich auf einem breiten Spektrum.

Asexualität vs. sexuelle Unlust oder Blockaden

Ein häufiger Irrtum ist, dass Asexualität mit sexueller Unlust, hormonellen Problemen oder psychischen Blockaden gleichgesetzt wird. Doch das sind völlig unterschiedliche Dinge.


Sexuelle Unlust kann entstehen durch:

  • Stress

  • Erschöpfung

  • Beziehungskonflikte

  • hormonelle Veränderungen

  • Medikamente


Asexualität hingegen ist keine Störung, die behandelt werden muss. Sie ist keine Phase, die „weggeht“, und kein Zustand, den man therapieren sollte. Wer asexuell ist, muss nicht „repariert“ werden.

Asexualität

Wie merkt man, dass man asexuell ist?

Viele Menschen entdecken ihre Asexualität erst spät, oft weil sie lange versuchen, gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Typische Fragen, die sich viele stellen:

  • „Warum habe ich weniger Interesse an Sex als andere?“

  • „Warum verstehe ich diesen Drang nicht, den alle beschreiben?“

  • „Ist mit mir etwas nicht normal?“


Typische Anzeichen können sein:

  • kein oder kaum Bedürfnis nach Sex

  • fehlende sexuelle Fantasien

  • Verliebtheit ohne sexuelles Begehren

  • Unverständnis darüber, wie wichtig Sex für andere ist


Nicht alle asexuellen Menschen erleben das gleich. Manche masturbieren, andere nicht. Manche geniessen Pornografie, andere überhaupt nicht. Auch das gehört zur Vielfalt.

Asexualität und Beziehungen – funktioniert das?

Eine der häufigsten Sorgen rund um Asexualität ist die Frage, ob überhaupt eine erfüllte Beziehung möglich ist. Die klare Antwort lautet: Ja, das ist sehr gut möglich – aber auf einer bewussten, offenen Basis. 


Asexuelle Menschen können romantische Beziehungen führen, tiefe Bindungen eingehen, zusammenleben, heiraten oder Familien gründen. Was sich jedoch unterscheiden kann, ist der Stellenwert von Sexualität innerhalb der Partnerschaft. Manche Beziehungen kommen ganz ohne Sex aus, andere finden individuelle Lösungen, besonders wenn eine Person asexuell ist und die andere nicht. Entscheidend ist dabei nicht die sexuelle Orientierung, sondern die Fähigkeit, ehrlich über Bedürfnisse, Erwartungen und Grenzen zu sprechen.

Wenn eine Person Sex will und die andere nicht

In gemischten Beziehungen – also wenn eine Person asexuell ist und die andere nicht – kann es zu Herausforderungen kommen. Das ist normal und kein Zeichen von Scheitern.


Wichtige Fragen sind:

  • Was bedeutet Sex für dich?

  • Was bedeutet Nähe für mich?

  • Was vermissen wir, wenn Sex fehlt?

  • Was verletzt uns, wenn wir uns anpassen müssen?


Manche Paare finden Lösungen über:

  • klare Absprachen

  • alternative Näheformen

  • offene Sexualität

  • bewusste Verzichtsentscheidungen


Keine dieser Lösungen ist allgemein „richtig“. Richtig ist, was für beide stimmig ist.

Asexualität bedeutet nicht Gefühlskälte

Ein weiterer grosser Irrtum: Asexuelle Menschen seien distanziert oder gefühlskalt. Das Gegenteil ist oft der Fall. Viele asexuelle Menschen sind sehr feinfühlig, bindungsfähig und emotional offen. Sie drücken Nähe einfach auf andere Weise aus.


Das kann zum Beispiel sein durch:

  • intensives Kuscheln

  • lange Gespräche

  • gemeinsame Rituale

  • Zärtlichkeit ohne sexuelle Absicht


Asexualität bedeutet nicht weniger Tiefe – sondern oft eine andere Form von Nähe.

Asexualität, Selbstwert und gesellschaftlicher Druck

In einer Welt, in der Sexualität allgegenwärtig ist, kann Asexualität schnell das Gefühl erzeugen, „nicht dazuzugehören“. Dating-Apps, Werbung, Filme und sogar Freundeskreise vermitteln oft, dass sexuelles Begehren etwas Selbstverständliches sei. Wer das nicht empfindet, beginnt sich nicht selten zu hinterfragen. Viele asexuelle Menschen berichten von Phasen, in denen sie glaubten, mit ihnen stimme etwas nicht. Manche versuchten, sich anzupassen, gingen sexuelle Beziehungen ein, obwohl sie sich dabei innerlich leer oder überfordert fühlten.


Gerade dieser Anpassungsdruck kann emotional belastend sein. Erst das Wissen, dass Asexualität eine valide sexuelle Orientierung ist, bringt für viele Erleichterung. Sich selbst einordnen zu können, schenkt Halt, Selbstwert und die Erkenntnis, dass man nicht alleine ist. Asexuell zu sein bedeutet nicht, weniger zu fühlen, weniger zu lieben oder weniger Nähe zu brauchen. Es bedeutet lediglich, dass sich Anziehung anders – oder gar nicht – über Sexualität ausdrückt.

Körperlichkeit, Selbststimulation und individuelle Lust

Asexualität bedeutet nicht automatisch, dass Körperlichkeit unangenehm ist. Viele asexuelle Menschen geniessen Nähe, Berührungen und Zärtlichkeit sehr – einfach ohne sexuellen Kontext. Umarmungen, gemeinsames Einschlafen, Massagen oder sanftes Streicheln können genauso verbindend sein wie Sex für andere Menschen. Für manche ist körperliche Nähe sogar enorm wichtig, solange sie frei von sexuellem Erwartungsdruck bleibt.


Auch bei Selbststimulation gibt es keine einheitliche Realität. Einige asexuelle Menschen masturbieren, andere nutzen gelegentlich Toys, wieder andere verspüren überhaupt kein Bedürfnis danach. Selbststimulation kann dabei als rein körperliche Entspannung, als Stressabbau oder zur Körperwahrnehmung dienen – unabhängig von sexueller Anziehung. Das zeigt nochmals deutlich: Asexualität bedeutet nicht zwingend Lustlosigkeit des Körpers, sondern vor allem das Fehlen der sexuellen Anziehung zu anderen Menschen.


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Asexualität ist nicht starr – Identität darf sich verändern

Nicht jede Person, die sich heute als asexuell empfindet, bleibt es ihr ganzes Leben. Für manche ist Asexualität eine konstante Identität, für andere eine Phase, für wieder andere ein Zustand, der sich langsam verändert. Gefühle, Erlebnisse, Beziehungen und Lebensumstände können Einfluss nehmen – müssen es aber nicht. 


Wichtig ist: Du darfst dich heute so definieren, wie es sich für dich richtig anfühlt, ohne dich für die Zukunft festlegen zu müssen.


Identität ist kein Vertrag. Du darfst Begriffe benutzen, um dich besser zu verstehen – und sie später auch wieder loslassen, wenn sie nicht mehr passen. Ob du dich offen als asexuell zeigst oder nur für dich damit arbeitest, ist allein deine Entscheidung. Du bist niemandem eine Erklärung schuldig. Deine Sexualität gehört dir – in jeder Form.

Fazit: Asexualität ist keine Abwesenheit von Liebe

Asexualität bedeutet nicht, dass du weniger liebst, weniger Nähe brauchst oder weniger tief fühlst. Sie bedeutet lediglich, dass sexuelle Anziehung für dich keine oder eine andere Rolle spielt als für viele andere Menschen. Das macht dich nicht unvollständig, sondern einfach anders – und völlig normal.


Ob du partnerschaftlich lebst oder allein, ob mit oder ohne Körperlichkeit, mit oder ohne Selbststimulation: Deine Form von Intimität ist genauso wertvoll wie jede andere. Sexualität ist vielfältig, und Asexualität ist ein selbstverständlicher Teil davon.


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